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Gegen die Verschwörung

Warum sind Verschwörungstheorien so erfolgreich? Wie arbeiten sie und was können wir ihnen im Alltag und in Diskussionen entgegenhalten? Dazu referierte vergangene Woche die Journalistin und Buchautorin Ingrid Brodnig in Bozen.

Wir leben in verunsicherten Zeiten: Themen wie das Coronavirus, Impfungen oder auch der Klimawandel sorgen für heftige Debatten - auch Falschmeldungen bis hin zu Verschwörungserzählungen verbreiten sich rasant.

In Diskussionen ist man häufig mit falschen Behauptungen konfrontiert, aber Fakten wirken nicht immer: Wie kann man reagieren?

Das Amt für Film und Medien hat zu diesem Thema die österreichische Journalistin und Buchautorin Ingrid Brodnig eingeladen.

Die Veranstaltung „Gegen die Verschwörung“ vom 21. September 2021 wurde aufgezeichnet und kann nun unter dem nachstehenden Link abgerufen werden.

Warum glauben wir Verschwörungstheorien, warum sind sie erfolgreich?

  • Die Realität ist manchmal der unangenehmere Ort
  • Eine Nachricht, die mir gut ins Konzept passt, werde ich eher glauben. Studie zur „Confirmation Bias“ zeigt: wir verbleiben zu 64% länger bei Nachrichten, die unsere Meinung bestätigen.
  • EMOTIONALITÄT: Gerade Angst und Wut sind Erfolgsfaktoren, einer Falschnachricht oder Verschwörungstheorie Glauben zu schenken und weiter zu verbreiten.
    Brodnig: Gerade immer dann, wenn man wütend wird, sollte man bei einer Nachricht genauer hinschauen.
  • Sie geben klare Antworten in einer oft unsicheren Zeit
  • Geben Sicherheit (darum sind angstvolle Menschen besonders affin)
  • Stärken das Ichgefühl, den Selbstwert (Selbsterhöhung: ich hab‘s verstanden, ich gehöre zu den Guten … )

Wir arbeiten Verschwörungstheoretiker?

  • „Wahrer Kern“
    Falschmeldungen funktionieren dann besser, wenn sie ein Körnchen Wahrheit enthalten
    Bsp: Geimpfte um 6 mal höhere Risiko an Deltavariante zu sterben – Basiert auf realen Zahlen aus GB. Allerdings wird bei dieser „nackten“ Aussage das Alter der betroffenen Personen nicht berücksichtigt – und das führt zu falschen Schlussfolgerungen.
  • Anekdotische Beweisführung
    Ist der Versuch, große Zusammenhänge oder die Welt auf Basis dessen, was man selbst erlebt oder gehört hat, zu erklären.
    Wird lieber geglaubt, als fade Statistiken. Ist auch eine Strategie politischer Diskussion
  • Unterstellende Fragen
    Damit lenkt man die Richtung der Antworten, ohne offen anklagend zu sein ("Fragen wird man ja noch dürfen...")

Wie kann man in Debatten reagieren?

  • Einen wertschätzenden Dialog führen
  • Mit Fragen antworten (auch auf Fragen) – „Methode des sokratischen Dialogs“
    (Wo hast du das gehört/gelesen? Warum glaubst du gerade diese Nachricht? …)
  • Selbst anekdotische Beweisführung anwenden
    (von konkreten Fallbeispiele oder Erfahrungen erzählen)
  • Richtiges betonen, nicht das Falsche verneinen
    Durch die Wiederholung des Falschen bleibt eher das Verneinte hängen (Bsp: Barak Obama ist kein Muslim – im Kopf bleib Obama und Muslim hängen.)
  • Wenn man bereits vorab weiß, dass man sich auf eine Diskussion einlässt: auf ein Thema oder wenige Themen vorbereiten und beschränken – man kann nicht alles wissen/widerlegen

Faktencheck:
https://correctiv.org/faktencheck/
https://www.mimikama.at/

Literaturverweis:
Understanding conspiracy Theory (https://www.researchgate.net/publication/331930586_Understanding_Conspiracy_Theories)

Lesetipp:
Ingrid Brodnig
https://myargo.bz/opac/search/lst?q=Brodnig

ac

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